Was ist die große Bremse bei Flexibilität?
Flexibilität heißt im Grunde, stets auf Basis der aktuellen Situation neue Entscheidungen zu treffen. Das bringt gleich 3 enorme Herausforderungen mit sich:
Wir haben nicht die Energie, pro Tag unbegrenzt viele Entscheidungen treffen zu können (die ersten 10-20 Entscheidungen haben viele Menschen schon treffen müssen, bevor sie noch in der Früh im Unternehmen ankommen).
In vielen Fällen beginnst du dann direkt nach dem Mittagessen (wenn die restliche Energie zu fast 100% für die Verdauung benötigt wird) richtig blöde Entscheidungen zu treffen.Die Abwägung der Vor- und Nachteile, die Einordnung in Wichtigkeit und Dringlichkeit, das Erkennen von Zusammenhängen und Konsequenzen der jeweils möglichen Entscheidung benötigt Zeit. Zeit, die in den meisten Fällen in dem Moment nicht verfügbar ist. Im „Vorbeigehen“ wird dann versucht, eine Entscheidung zu treffen. Das kann sogar bei vollem Energiespeicher schnell daneben gehen.
Nachdem Entscheidungen nicht nur vom Energielevel und von der verfügbaren Zeit, sondern auch von der generellen Tagesverfassung, dem emotionalen Stresslevel und einigen anderen Faktoren abhängen, gibt es auch für dieselbe Fragestellungen häufig gänzlich andere Entscheidungsergebnisse.
Damit schaffst du weder Klarheit noch Orientierung für deine MitarbeiterInnen, KundInnen und Projekt-PartnerInnen. Diese Menschen werden bei den kleinsten Fragezeichen immer zu dir kommen und dich zu noch mehr Entscheidungen nötigen. Einfach, weil es keine definierten Vorgehensweisen, Systematiken und Prozesse gibt.
„Aber, Strukturen engen mich echt ein!“
Nein, ganz im Gegenteil. Alles, was du in Strukturen, klare Prozesse oder Vorgehensweisen gießen kannst, alles, was bereits vorab definiert ist, benötigt keine Entscheidung mehr.
Damit hast du nicht nur mehr Kraft und Energie für die wirklich wichtigen Entscheidungen, sondern sparst zudem auch wertvolle Zeit. Und du steigerst die selbständige Arbeitsfähigkeit deiner MitarbeiterInnen, weil auch für sie ganz klar ist, was wie zu tun ist.
„Ja, aber, kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt!“
Ja, das stimmt. Würdest du aber auf ein Navi verzichten, weil es ohnehin auf dem Weg noch diverse Umleitungen einbaut, wenn Verzögerungen auf dem geplanten Weg auftreten?
Oder hast du mal einen Grundplan, an dem du dich orientieren kannst und etwaige Veränderungen vornimmst? Veränderungen, die abgewogen werden und von Vorteil sind?
Wie kannst du starten?
Gieße deine wiederkehrenden Tätigkeiten in einen Rahmen – in eine Struktur. Triff für eine Fragestellung eine Entscheidung, die gut funktioniert und verwende diesen Weg zumindest einmal als „Provisorische Festlegung“. Ändere den Weg erst, wenn du nachhaltig und messbar einen besseren gefunden hast.
Definiere gleichbleibende Vorgehensweisen und Projektabläufe. Verwende Leitfäden oder Checklisten für Standardisierung. Mach das unabhängig davon, ob du in deinem Unternehmen allein bist oder MitarbeiterInnen beschäftigst.
Beginne mit den ersten Bereichen und teste die Veränderung. Du wirst den Unterschied bald feststellen. Der einmalige „Erstellungsaufwand“ macht sich schnell bezahlt.